Narrenschau

Am 11.11. beginnt die Narrenschau,
doch früher war’s mehr als Klamauk und Radau.
Mein Opa saß dort mit spitzer Feder,
sprach Klartext – ohne Rücksicht auf das Gezeter,

Früher war Fasching noch mehr als bloß Spaß,
ein Ventil für Kritik, ein gefährliches Maß.
Heute? Nur Masken, Einheitsgesichter,
diverse Floskeln, tolerante Richter.

Für’s Volk ist nun jeden Tag Karneval,
die Clowns im Palast bringen wir dadurch nicht zu Fall.
Wo früher Vielfalt im Geiste geglänzt,
wird heut‘ jede Meinung durch Gleichheit begrenzt.

Oh, Fasching von früher, wie ernsthaft und heiter!
Heute hast du kaum noch Mitstreiter.
ohne Biss, ohne Haltung, ohne Ziel und Verstand,
alles in Watte verpackt, läuft es blind an die Wand.

„Die Toleranz,“ sprach Dostojewski schon,
erreiche bald ein solches Niveau,
dass den Klugen verboten etwas zu sagen –
gar zu denken, um Idioten zu tragen.

Einst war der Karneval der Spott der Bedrängten,
doch heut’ herrscht die Angst, eine Minderheit zu kränken.
Alles ist bunt doch ohne Kontrast,
Eine Gesellschaft von Narren – jeden Tag eine Last.

Der 11.11. ist der Faschingsbeginn.
Opa, tu dir den Gefallen und sieh nicht hin.
Durch die Zensur hast du’s oft gerade so geschafft,
dazu hat sich seitdem niemand mehr aufgerafft.

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